Ein Mann in herbstlicher Landschaft.

Brauche ich das?

Manchmal brauche ich einen Besuch bei der Familie, um mir meines eigenen Wegs klar und bewusst zu werden.

Spätestens seit der Novelle des Kindergelds stellt sich vielen die Frage, wer ist reich, wer ist Besserverdiener und wo überhaupt ist man selbst im nationalen Vergleich einzuordnen.

Dabei tauchen immer wieder Geschichten von Menschen auf, die zwar aufgrund ihres Einkommens zu den Besserverdienern gehören, am Ende des Monats jedoch wenig bleibt.
Was dabei wenig ist, wird unterschiedlich gewertet.

Bin ich vermögend, wenn ich am Ende des Monats nur 400 Euro zurücklegen kann?
Bin ich vermögend, wenn am Ende des Monats nach Tilgung der Kredite für Haus und Auto nichts mehr übrig bleibt?

Auf diese Fragen möchte ich hier nicht eingehen. Mir geht es mehr darum, wie es zu diesen Fragen kommt.

Brauche ich was ich will?

Marketing schafft es heute präsent zu sein, ohne direkt als plumpe Werbung aufzufallen. Der Kapitalismus lebt davon, dass uns ständig etwas fehlt und wir daher ständig etwas brauchen.
Wir wissen nur noch nicht was wir brauchen. Es ist eine Welt, in der die Schaffung immer neuer Bedürfnisse eine eigene Wissenschaft geworden ist. Kunstvoll und Präzise werden Bedürfnisse vorhergesagt, erschaffen und schließlich befriedigt.

Diese schönen, glänzenden neuen Dinge, können zu einer regelrechten Sucht werden. Einerseits, weil viele Gegenstände heute nicht mehr so haltbar und langlebig sind wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Andererseits, weil es eine unüberschaubare Flut an glänzenden neuen Dingen gibt, die das nicht mehr so ganz glänzende, nicht mehr so ganz neue Ding ersetzen können.
Dabei müssen die neueren, glänzenderen Dinge nicht besser sein.
Oft reicht es schon, das Ding einfach in einer anderen Farbe zu produzieren, um ein neues Nachfragehoch zu schaffen.

Brauche ich was ich habe?

Es erscheint geradezu paradox, dass mit steigendem Haushaltseinkommens auch die Ausgaben steigen. Man kann es sich leisten und will sich gönnen. Hier ein bisschen. Da ein wenig. Die einzelne Ausgabe tut weniger weh oder wird nicht mehr bemerkt.
Eben genau das führt dazu, dass die Gesamtsumme dieser vieler kleineren Ausgaben sich zu einer stattlichen Summe ansammelt und man sich am Ende des Monats fragt, wo das Geld geblieben ist. Es wird schwerer zu überblicken. In Summe und im Umfang.

Die Frage bei jeder Kaufentscheidung sollte die sein, was ich brauche und ob das was ich zu brauchen glaube, wirklich etwas ist, was ich brauche. Oder ob es mir um das geht, was ich damit Assoziiere und ob ich versuche damit ein gewisses Bild von mir zu vermittel.

Das sind Prozesse und unbewusste Vorgänge, die mir klarzumachen mir sehr helfen. Will ich Handtasche X zum Preis y, weil ich eine benötige und sie objektiv alles erfüllt, was ich mir wünsche, oder möchte ich sie, weil sie von Marke Z ist und ich damit einen gewissen Lifestyle und Habitus zum Ausdruck bringen möchte.

Was davon bestimmt meine Entscheidung?
Ich möchte damit nicht sagen, dass eine Kaufentscheidung aufgrund dessen, was das Produkt aussagt, schlecht ist. Mir geht es um das Bewusstsein für diesen Aspekt.

Downgrade

Ein Downgrade oder auch nur der Verzicht auf ein Upgrade hat verschiedene Vorteile. Der erste und offensichtlichste ist, dass es Geld spart. Wenn ich darauf verzichte jedem Trend hinterherzurennen, spare ich eine Menge Geld. Die Umwelt profitiert von weniger Kram und Müll, sowohl in Produktion als auch in der Erzeugung. Meine Wohnung platzt nicht aus allen Nähten, weil all die neuen glänzenden Dinge einen Platz brauchen.
Sich aktiv gegen eine Anschaffung oder ein unnötiges Upgrade zu entscheiden kann einem viel Stress nehmen. Wer nicht das neuste Braucht, muss sich nicht damit beschäftigen. Weder mit dem Ding, noch mit seiner Anschaffung und der Finanzierung.
Wer durch ein Auto kein Statement für seine soziale Position setzen muss, gerät auch nicht unter Druck, wenn andere das tun. Und diese ihm damit gegebenenfalls zeigen, dass sie das Spiel nicht nur auch, sondern besser spielen. Es ist nur für sehr wenige Menschen auf diesem Planeten möglich immer das neueste, glänzendste und vermeintlich beste Ding zu haben.

Glücklich mit dem, was man hat

Wenn man einen gewissen Wohlstand erreicht hat und vieles sein Eigen nennen kann, das man mag und das funktioniert, hat man einiges geschafft.
Viele andere Anschaffungen, die darauf folgen, dienen dazu das Wohlbefinden oder den Komfort zu Steiger und die Lebensqualität zu verbessern.
Das wäre an und für sich kein Problem, könnte man diese Verbesserungen nicht sportlich und danke Marketing und Medien – den Zugtieren des Kapitalismus – bis zu Erschöpfung betreiben. Das Maß, in dem durch weitere Anschaffungen eine merkliche Verbesserung und eine zunehme der Zufriedenheit und des Komforts erreicht wird, wird zwischen den Upgrades immer kleiner. Am Ende bleibt viel Geld für wenig Verbesserung.

Es muss nicht immer das Beste sein

Wenn wir wissen, was wir brauchen und wollen und beides voneinander unterscheiden können, kann dies für viel bewusste Kaufentscheidungen sorgen. Ich kaufe weiterhin Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie nicht brauche. Bin mir aber klar, dass ich sie möchte. Diese Erkenntnis über meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, hilft mir mich nochmal anders kennenzulernen und zu verstehen. Oft steckt hinter dem Wunsch nach einem bestimmten Ding, der Wunsch oder das Bedürfnis nach etwas anderem.


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Dort teile ich täglich Storys und Schnappschüsse.


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