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Tu BiSchwat: das Neujahr der Bäume

Zu Zeit des zweiten Tempels war der 15. Tewet, des Neujahr der Bäume ( Rosch ha-Schana La’illanot- ראש השנה לאילנות) ein wichtiger Termin für die Pflichtabgabe von Baumfrüchten. Später in der Diaspora, als diese Abgaben nicht mehr geleistet werden mussten, wurde der Tag bei seinem Kalendernamen benannt und ist seither als Tu BiSchwat bekannt.

Wörtlich bedeutet Tu BiSchwat, der 15. Schewat. Gebildet aus den Buchstaben ט (Tet) und ו (Waw), deren Zahlenwert zusammen 15 ergibt (9 + 6). Eigentlich würde man die Zahl fünfzehn aus den Buchstaben mit den Zahlenwerten 10 und 5 bilden, also י (Jod) und ה (He). Das diese Kommbination der Buchstaben jedoch den Anfang des Namens G‘ttes bilden und es in der Tradition nicht üblich ist diesen zu verwenden, wird auf Tet und Waw ausgewichen. Der Schewat ist einfach der Name dieses Monats im jüdischen Kalender.

Zwar fällt der Monat Shevat bei uns uns in den Winter, letztes Jahr Mitte Januar und dieses Jahr in den Februar aber aber durch die anderen klimatischen Gegebenheiten werden in Israel zu dieser Zeit Bäume gepflanzt.

Warum ein Neujahr der Bäume

Zur Zeit des Tempels wurde jedes Jahr ein Zehnte des Getreides, des Viehs und der Obsternte für die Priester und Armen angegeben werden. Nur wie sollte und konnte die Zeitspanne eines Jahres bestimmt werden?

Der 15. Schewat fällt auf das Ende der Regenzeit, der Zeit also, in der wieder Saft in die Bäume steigt, und diese beginnen, Früchte zu bilden. Dies bildet eine natürliche und recht unkompliziert zu erkennende Grenze zwischen Früchten des vorherigen und Früchten des neuen Jahres.

Diese Unterscheidung ist nicht nur für die Abgabe des Zehnten sondern auch für die Vorschriften von Orla wichtig.

Orla oder von Früchten und Vorhäuten

Keine Sorge: es geht wirklich nur um Früchte, auch wenn das Wort Orla Vorhaut bedeutet. Diese Verbindung geht auf das 3. Buch Mose 19:23-25 zurück, in dem es um Baumfrüchte und deren Verzehr geht.

Kurz und knapp geht es darum, dass die Früchte eines Obstbaumes in den ersten drei Jahren nicht verzehrt werden dürfen.

Im vierten Jahr haben die Früchte auch noch einen besonderen Status. Zu Zeiten des Tempels mussten die Früchte des vierten Jahres im Tempel ausgelöst werden. Da dies heute nicht mehr möglich ist, wird diese Auslösung symbolisch vollzogen.

Erst nach dieser Auslösung können die Früchte des vierten Jahres verzehrt werden.

Zwar sind die Vorschriften für Orla außerhalb Israels nicht so streng, dies hat aber eher praktische Gründe. Sie gelten hier auch, sogar für die Früchte eines Baumes, der einem Nicht-Juden gehört.

Die Erleichterungen in Bezug auf Orla haben den Hintergrund, dass es meist schlicht nicht möglich ist herauszufinden, wie alt der Baum ist und wann er gepflanzt wurde. So kann im Zweifel davon ausgegangen werden, dass der Verzehr gestattet ist.

Und durch das Wissen um Orla, wird auch klar, warum Früchte aus Israel manchmal ein Koschersiegel tragen oder Orla Erwähnung auf Weinettiketten findet.

Die drei Wallfahrstfeste und die Landwirtschaft

Tu BiSchwat ist kein Tag an dem G’tt für Obstbäume gedankt wird. Dies ist nicht der Charakter des Feiertags, der eher dazu dient, die Jahre der Obstbäume zu Erfüllung von Orla, Neta Rewai, Bikurim, Terumot und Maasrot zu bestimmen.

Die drei Wallfahrstfeste, Pessach, Schawuot und Sukkot haben jedoch tatsächlich eine solch landwirtschaftlich, dankende Komponente. Darauf werde ich in den Artikeln zu den entsprechenden Festen und zu gegebener Zeit noch ausführlich eingehen.

Tu BiSchwat und Bäume im Lebenszyklus der Menschen

Es gab den Brauch zu Tu BiSchwat, Bäume für die Neugeborenen zu pflanzen. Für Mädchen wählte man dazu eine Zypresse und für Jungen eine Zeder. Die Bäume wuchsen heran, so wie die Kinder es taten. Hatten die Kinder dann das Erwachsenenalter erreicht und heirateten, so verwendete man die Äste der Bäume zum errichten der Chuppa, des Baldachins unter dem die jüdische Hochzeit stattfindet.

Tu BiSchwat im Laufe der Zeit

Im laufe der Zeit wandelte sich die Bedeutung von Tu BiSchwat. Von einem Tag, der wichtig für die Praxis einer Agrikulturellen Rechtsordnung war, bis hin zu einer Art Earth Day, der von vielen jüdischen Strömungen begangen wird.

Der Tu BiSchwat Seder

Das und wie sehr sich der Blick auf Tu BiSchwat im Laufe der Zeit verändert hat, zeigt ein Blick auf den immer beliebter werdenden Seder, der erst im 16. Jahrhundert aufkam.

In den letzten Jahre erfreut sich der Seder zu Tu BiSchwat zunehmener Beliebtheit.

Angesichts eines wachsenden Bewusstseins für unsere Umwelt und der Anerkennung des untrennbaren Zusammenhangs zwischen unserem Leben und den Bäumen, wird der Brauch aus dem 16. Jahrhundert wieder mehr Teil unserer Leben und unserer Feiern.

Bäume pflanzen

Zu Tu BiSchwat ist es in Israel brauch, dass schon Kindergartenkinder und Schulkinder Bäume pflanzen gehen. Der Gedanke dahinter ist, die Kinder von klein auf an unsere Pflicht die Natur zu schützen heranzuführen.

Viele Gemeinden und andere jüdische Organisationen sammeln zu Tu BiSchwat Geld und Spenden für Aufforstungsprojekte in Israel und anderen Orten der Welt, an denen es wichtig ist. Wie zum Beispiel in Australien nach den großen Bränden im Jahr 2020.

Tu BiSchwat 1949

Im Jahr 1949 fiel Tu BiSchwat auf den 14. Februar. An diesem Tag kam in Jerusalem zum ersten mal die verfassungsgebende Versammlung des jungen Staates Israel zusammen.

Unser Tu BiSchwat

Wenn ihr jetzt neugierig seid, findet ihr mehr zu Tu BiSchwat, wie wir als Familie feiern und unseren Vorbereitungen auf meinem Insta.

Einen weiteren Artikel zu Tu BiSchwat Sedern findet ihr hier.


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